Wir sind seit fast einem halben Jahr in Laos. Die umliegenden Landgrenzen sind wegen der Pandemie immer noch alle geschlossen und einige Monate gab es keinen internationalen Flugverkehr. Seit kurzem fliegt sporadisch ein Flug nach Südkorea. Einige in Laos feststeckende Reisende sind mit dieser Option nach Europa zurückgekehrt. Weil eine Grenzöffnung nicht absehbar ist, spielen auch wir erstmals mit dem Gedanken, nach Hause zurückzukehren. Doch wir stecken hier in einem Land fest, das keinen Zugang zum Meer hat. Ein Verschiffen von Rosie nach Europa scheint deshalb unmöglich. Trotzdem nehmen wir mit dem Trockenhafen in Savannakhet in Laos Kontakt auf. Ein Agent sagt uns, es sollte kein Problem sein, Rosie in Laos in einen Container zu laden und mit einem Lastwagen zum Hafen in Thailand zu fahren. Wir bitten ihn, uns eine Offerte ausstellen.
Zwischenzeitlich hören wir von einem direkten Charterflug nach Paris, der von einer privaten Organisation organisiert wird. Der Flug finde aber nur statt, wenn genügend Sitze verkauft würden. Die Tickets müssen vorab reserviert und bezahlt werden. Eine Rückvergütung gibt es nur, wenn der Flug nicht stattfinden kann. Der Ticketverkauf beginnt am nächsten Abend. Wir haben aber noch immer keine Offerte für die Verschiffung von Rosie erhalten. Für uns ist klar, wir fliegen nur, wenn wir Rosie nach Europa bringen können. Denn wir wollen sie nicht alleine in Laos zurücklassen. Für die Einfuhr ausländischer Autos nach Laos bekommt man ein temporäres Zolldokument. Dieses ist einen Monat lang gültig und lässt sich grundsätzlich nur einmal um einen Monat verlängern. Wegen der Pandemie verlängern uns die Laoten das Dokument jedoch schon seit Monaten anstandslos. Trotzdem müssen wir jeden Monat nachdem wir unsere Visa verlängert haben an die Grenze fahren und uns persönlich um das Dokument für Rosie kümmern. Wir wissen nicht, welche Massnahmen drohen, wenn Rosie kein gültiges Dokument mehr hätte. Würden wir das Auto stehen lassen und nach Hause fliegen, bestünde durchaus die Möglichkeit, dass die korrupten, laotischen Behörden das Auto beschlagnahmen. Der «Freikauf» könnte teuer werden.
Wir schreiben dem Agenten und teilen ihm mit, dass wir die Offerte nun wirklich dringend benötigen. Am nächsten Abend buchen wir zwei Flugtickets nach Paris, obwohl wir die Offerte natürlich auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht erhalten haben. Trotzdem war die Flugbuchung ein guter Entscheid, denn der Flug ist innerhalb von 24 Stunden ausgebucht. Einige Tage später schreibt uns der Agent, dass er uns bei der Verschiffung von Rosie nicht helfen könne. Der zuständige Zollbeamte habe ihm mitgeteilt, dass wir das Auto nur selbständig über eine Landgrenze ausführen können, weil wir es nur temporär eingeführt hätten. Das Verladen in einen Container sei keine Option. Wir sehen unseren Flug schon ohne uns abfliegen.
Wenn alles planmässig läuft, wird der Flieger in knapp einer Woche abheben. Wir kontaktieren das Schweizer Konsulat in Laos und fragen, ob sie uns weiterhelfen können. Sie senden uns umgehend zwei Adressen von Agenten, mit denen sie jeweils Güter der Konsularangestellten transportieren. Wir kontaktieren beide und bitten um Offerten. Beide weisen wir daraufhin, dass es mit einem anderen Agenten wegen des Zolldokuments nicht möglich war, Rosie zu verschiffen.
Eine Agentur spielt das Problem herunter. Weil sie auch noch eine horrende Summe für ihren Dienst verlangt, setzen wir unser Glück auf die zweite Agentur und unsere letzte Chance. Diese schickt umgehend einen Mitarbeiter zum Zollbeamten. Tatsächlich besteht ein Problem mit dem Zoll. Nach langem hin und her willigt der höchste Zollbeamte in die Verschiffung ein, sofern wir ein Dokument unserer Botschaft organisieren, das Marco als Halter vom Fahrzeug und die Notwendigkeit der Verschiffung wegen der Pandemie bestätigt. Wir haben wieder Hoffnung. Aber jetzt ist schon Donnerstag und am nächsten Dienstag hebt unser Flieger in Laos ab. Wir nehmen sofort Kontakt mit der Botschaft in Thailand auf, die für Schweizer Bürger in Laos zuständig ist. Sie bestätigen uns, dass sie das Dokument ausstellen und dem Schweizer Konsulat in Laos übermitteln werden. Am nächsten Morgen, Freitag, können wir das sehnlichst erwartete Dokument im Konsulat abholen und bringen es direkt unserer Agentin. Sie schickt einen Mitarbeiter zum Zollbeamten und dann kommt kurze Zeit später noch am Freitag das erlösende OK für die Verschiffung von Rosie. Wir teilen unserer Agentin nochmals mit, dass unser Flug am Dienstagmorgen sei und wir Rosie am Montag in den Container laden müssen. Sie bemerkt, dass am Montag Frauentag ist und an diesem Tag in Laos nicht gearbeitet werde. Oh nein, schon wieder das nächste Problem. Hinzu kommt noch, dass der höchste Beamte beim Zoll bald ausgewechselt wird und wir dann wieder vor dem selben Problem stünden, dass wir die falschen Dokumente für Rosie haben. Doch unsere Agentin versichert uns, sie werde alles daran tun, dass wir Rosie am Montag in den Container einladen können. Kurze zeit später ruft sie uns an und bestätigt den Termin am Montag. Wir müssten nur an die Grenze fahren und dort auf sie warten.
Am Montagmorgen fahren wir zum abgemachten Treffpunkt und alles läuft wie geplant. Der thailändische Lastwagenfahrer ist auch schon mit dem Container angekommen. Dieser wird entladen und wir fahren Rosie in den Container. Die Mitarbeiter verzurren Rosie fachgerecht im Container und dann wird er verschlossen und auf den Lastwagen gehoben. Wir sagen tschüss und hoffen, Rosie kommt heil in Hamburg an. Die Fahrt sollte 30 Tage dauern.
Wir sind erleichtert und überrascht, dass wir alles in so kurzer Zeit organisieren konnten und danken unserer Agentin von Herzen für ihren grossen Einsatz.
Die Verschiffung, die Kosten für die Agentin in Laos, die Hafenkosten in Laos und die Kosten für die Lastwagenfahrt zum Hafen in Thailand kosten uns 3200 Dollar.
Zwischenzeitlich haben wir auch die Bestätigung erhalten, dass die Genehmigung von Laos erteilt wurde und der Flug planmässig nach Paris durchgeführt wird. Wehmütig aber glücklich nehmen wir Abschied von Laos und besteigen den Flieger nach Paris.teilt uns mit, dass wir Rosie am Montag verladen können




