Corona Tagebuch 4 – Corona Camp Nr. 1

20. März 2020

Wir richten uns am Fluss häuslich ein. Wir füllen unsere Wassertanks mit Flusswasser und sortieren unsere Essensvorräte. Wir haben viele Vorräte eingekauft und der Platz im Auto ist begrenzt. Wir versuchen Ordnung ins Chaos zu bringen.

Melvin und Lea beschliessen, zu uns zu fahren. Sie erzählen, sie hätten eine belgische Familie getroffen, die mit einem Tuk Tuk und ihren vier Kindern in Laos unterwegs sei. Die Familie entscheidet sich ebenfalls, uns anzuschliessen.

Das auswärtige Amt (EDA) hat eine App zur Registration der Reisenden entwickelt. Die App benutzen wir schon seit wir im Iran waren. Man kann in der App erfassen, in welchem Land man sich gerade befindet.

Heute haben wir die erste Mail vom EDA mit Informationen zu Laos bekommen. Da die Schweiz in Laos keine Vertretung hat, ist die Botschaft in Thailand für uns zuständig. Das EDA rät, so schnell wie möglich in die Schweiz zurückzukehren. Immer mehr Flüge würden storniert werden. Zudem könne man ab dem 22. März 2020 nur noch mit einem negativen Coronatest und einer Krankenversicherungssumme über 100’000 $ nach Thailand einreisen.

22. März 2020

Am 22. März 2020 treffen Lea und Melvin zu uns. Wir halten Abstand zueinander, geniessen aber trotzdem die nette Gesellschaft. Wir lachen viel, kochen gemeinsam und lassen es uns gut gehen. Wir gehen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass wir hier mehrere Wochen ausharren werden.

23. März 2020

Heute kommt die belgische Familie mit ihrem voll beladenen Tuk Tuk an. Die Kinder sind etwa zwischen zwei und 12 Jahren alt. Das Tuk Tuk haben sie eben erst in Laos gekauft. In den Tagen zuvor mussten sie den Motor in der Hauptstadt überholen lassen und sich mit mehr Campingausrüstung eindecken.

Wir erhalten einen neuen Newsletter vom EDA mit dem folgenden Wortlaut «Da Inlandsreisen in den kommenden Tagen immer mehr begrenzt werden könnten, könnte es schwieriger werden, einen internationalen Flughafen zu erreichen. Daher raten wir Ihnen, so bald wie möglich Ihren derzeitigen Standort nach Vientiane zu verlegen, wo internationale Flüge vorerst noch verfügbar sind. Wir bitten Sie dringend, verschiedene Wege zu erkunden, um sofort in die Schweiz zurückzukehren. Andernfalls könnten Sie an Ihrem jetzigen Standort blockiert werden.».

Wir sind unsicher, ob wir tatsächlich an diesem Fluss ausserhalb der Zivilisation feststecken wollen und ob wir das überhaupt dürfen. Wir diskutieren, ob wir nicht zumindest in die Provinz Vientiane reisen sollen.

Die belgische Familie ist ebenfalls verunsichert und zieht eine Rückreise nach Europa in Betracht.

24. März 2020

Wir wollen weiterhin in Laos bleiben, aber nach Vientiane, in die Hauptstadt, zurück. Mel und Lea erzählen von Bob. Bob sei ein Kanadier, der ausserhalb von Vientiane abgeschieden mit seiner laotischen Frau lebe. Er sei nett und würde sich über einen Besuch von uns freuen. Der Platz wäre ideal, denn wir wollen in der Nähe von Vientiane sein, wenn der Lockdown anfängt. Dort gibt es eine gute Versorgung mit Nahrungsmitteln, wir kennen einige Expats, es gibt einen internationalen Flughafen und wahrscheinlich die beste Gesundheitsversorgung in Laos. Wir entscheiden mit Mel und Lea, dass wir in den nächsten Tagen zu Bob fahren werden.

In Laos gibt es mittlerweile zwei offiziell bestätigte Fälle in der Hauptstadt Vientiane.

25. März 2020

Am 25. März 2020 erfahren wir, dass die Corona Krise es für Schweizer zunehmend schwierig mache, aus Laos heimzureisen. Es sei am einfachsten, mit dem Flugzeug nach Bangkok zu fliegen und dort Transit in die Schweiz. Die letzten Flüge von Vientiane nach Bangkok würden am Samstag, 28. März 2020, fliegen. Die letzten Flüge zurück in die Schweiz würden von Bangkok aus am 1. April 2020 starten. Die Entscheidung, in Laos zu bleiben fühlt sich nun definitiv an. Wir sind noch etwa 5 Fahrstunden von Vientiane entfernt. Innerhalb von drei Tagen wäre die Organisation der Rückkehr in die Schweiz kaum möglich. Wir müssten einen sicheren Platz für Rosie für eine unbestimmte Zeit finden. Wir stecken nun wohl definitiv in Laos fest. Noch immer finden wir Laos dafür nicht einmal so schlecht.

Vom EDA bekommen wir wieder eine Mail. Sie fordern Schweizer auf, sofort zurückzureisen. Der Transit durch Thailand sei für kurze Zeit nun doch noch möglich ohne Vorlegen eines negativen Coronatests, sondern nur mit einem «fit to fly», welches angeblich jeder Arzt ausstellen könne.

26. März 2020

Wir entscheiden, schon am nächsten Tag zu Bob zu fahren. Wir haben Angst, andernfalls irgendwo in Laos festzustecken. Saras und Jean Claude aus Mauritius sind schon gestern bei Bob angekommen. Bei ihrem letzten Schlafplatz in der Nähe von Vang Vieng wurden sie von der Polizei weggeschickt.

Die belgische Familie fährt vor uns nach Vientiane zurück und hofft auf einen Rückflug nach Europa.