Ein Jahr unterwegs und es bleibt spannend

Heute vor einem Jahr, am 22. März 2019, haben wir die Schweiz in Richtung Osten verlassen. Seit einem Jahr wohnen wir nun in unserer zwei Quadratmeter grossen, rollenden Wohnung. Einmal abgesehen von gelegentlichen Übernachtungen in günstigen Hotels, geniessen wir unsere Freiheit und die Möglichkeit fast überall anzuhalten. Wenn es uns gefällt, bleiben wir einfach ein paar Tage stehen.

Mit unseren Reiseberichten sind wir einige Wochen hinterher. Diese werden wir aber weiterhin wöchentlich veröffentlichen. Wir möchten euch aber ein aktuelles Update geben, wo wir sind, was wir machen und was uns beschäftigt.

Bei einer Überlandreise mit dem eigenen Auto muss man mit vielen Eventualitäten rechnen. So können Länder über Nacht die Einreisebestimmungen ändern, das Auto kann liegen bleiben oder man findet partout keinen passenden Übernachtungsplatz, weil die Gegend so dicht besiedelt ist. Vor unserer Reise haben wir uns Gedanken über eine Revolte im Iran, eine Entführung in Pakistan oder einen Verkehrsunfall in Indien gemacht. Womit wir aber nicht gerechnet haben, ist eine Pandemie, wie wir sie gerade erleben. Damit hat wohl aber auch in unserer Heimat keiner gerechnet. Täglich hören und lesen wir Neuigkeiten aus der Schweiz und aus dem Rest der Welt, welche uns sprachlos machen.

Wir sind sehr dankbar über alle unsere schönen Eindrücke und Erfahrungen des vergangenen Jahres und sind uns einmal mehr bewusst, dass Unerwartetes jederzeit eintreten kann und wir im Jetzt leben müssen. Wir denken an unsere Familie und Freunde, an die Bekanntschaften, die wir unterwegs gemacht haben, und hoffen, es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Wir wollen uns nicht ausdenken, wie die Situation für die vielen Leute in den ärmeren Ländern sein muss.

Zurzeit sind wir in Laos und haben ein gemütliches, einsames Plätzchen am Fluss gefunden. Laos hat bis dato noch keinen offiziell bestätigten Fall einer Ansteckung mit dem neuen Virus. Es wird zwar gemunkelt, dass dies nicht stimme, wir wissen es aber nicht genau. Einem grösseren Ausbruch wäre das lokale Gesundheitssystem wohl nicht gewachsen. Die befreundeten, kommunistischen Nachbarn China und Vietnam haben glücklicherweise Hilfe zugesagt. Das meist einfache Leben in Laos verläuft soweit noch ziemlich normal. So haben wir uns dafür entschieden, nicht zurück in die Schweiz zu kommen, sondern wir werden versuchen, die Krise hier in Laos durchzustehen. Wir fühlen uns hier sicherer als in der Schweiz und wollen nicht das Risiko einer Ansteckung während der Rückreise in die Schweiz eingehen. Die meisten Landgrenzen zu den Nachbarländern sind mittlerweile für Touristen geschlossen. Wir müssten das Land deshalb in einem Flugzeug verlassen und Rosie auf unbestimmte Zeit zurücklassen. Zudem besteht das Risiko, in einem anderen Land feststecken zu bleiben, da es von Laos aus keine direkte Flugverbindung in die Schweiz gibt.

Laos ist ein kleines, einfaches Land mit relativ wenig Einwohnern, die zurückhaltend sind und sich innerhalb des Landes nicht gross bewegen. Wir finden hier viele einsame Plätze, wo wir tagelang keinen anderen Leuten begegnen. Wir wissen, dass Laoten etwas Angst vor uns Europäern haben, weil sie denken, wir bringen das Virus in ihr Land – womit sie wahrscheinlich auch Recht haben. Wir hoffen deshalb, dass sich die Stimmung uns gegenüber nicht ändern wird. Sie halten zwar manchmal die Hand vor Mund und Nase, wenn sie uns sehen, oder stülpen den Mundschutz über, noch sind sie aber sehr höflich uns gegenüber. Wir verstehen ihre Angst und versuchen, so gut wie möglich damit umzugehen und den Kontakt zu Laoten bis auf ein Minimum einzudämmen.

Natürlich haben wir uns unser Jubiläum etwas anders vorgestellt. Wir sind aber froh, dass wir einen Ort gefunden haben wo wir die nächsten Wochen bleiben und verfolgen können, wie sich die Situation entwickeln wird. Unser mobiles Zuhause erlaubt uns Autonomie für lange Zeit, wir können uns selbst versorgen und hoffen, dass sich die Situation hier nicht verschlechtert. Wir werden sehen, was auf uns zukommt und lassen es euch regelmässig wissen, wie es uns ergeht. Wir haben nun ja genügend Zeit zum Schreiben. Wir denken an euch und hoffen, es geht euch allen den Umständen entsprechend gut. Bleibt gesund!