Spirituelles Indien – Indien Reisebericht 2

Nach der Rückkehr vom hohen Ladakh blieben wir ungefähr eine Woche in Old Manali. Dort verbrachten wir schon zwei Wochen, bevor wir in die Berge aufbrachen. Old Manali ist ein kleines Bergdorf mit vielen Restaurants, Läden und Touristen. Wir liessen es uns nochmals gut gehen, kauften die letzten Souvenirs ein, assen in unseren Lieblingsrestaurants und genossen Rajus Gastfreundschaft in seinem Hotel. Mittlerweile kannte uns auch schon das halbe Dorf und wir fühlten uns ein wenig wie zu Hause.

Unser österreichischer Freund, Roman (www.silkroad20.com), der von den Malediven zurückkehrte, erwartete in Indien Besuch von seinen Freunden Dani und Tom. Wir trafen uns mit ihnen in Haridwar, einer kleineren Stadt mit ungefähr 230000 Einwohnern am heiligen Fluss Ganges. Haridwar ist eine Pilgerstätte für Hindus und zählt zu deren sieben heiligen Städten. Alle zwölf Jahre findet an den Ufern des heiligen Flusses Ganges in Haridwar ein gigantisches religiöses Fest statt, welches letztes Mal von 40 Millionen Pilgern besucht wurde. Wir können uns nicht vorstellen, wie um Himmels Willen so viele Leute in dieser Stadt Platz finden sollen.

Gegen Abend machten wir uns auf den Weg Richtung Stadtzentrum zum Har-Ki-Pauri, dem bekannten Ghat (Betonstufen zum Ganges). Jeden Abend findet dort ein Ganga Aarti, eine Zeremonie zu Ehren des heiligen Flusses, statt. Viele Pilger treffen sich, um dem Feuerritual der Priester beizuwohnen. Wir waren fasziniert von den vielen Pilgern in ihren farbenfrohen Kleidern. Viele von ihnen nahmen ein Bad im Ganges, sassen am Ghat oder schlenderten umher. Wir waren von dem ganzen Trubel ein wenig überfordert und liessen uns von der Menge treiben. Immer mehr Pilger versammelten sich an den Betonstufen zum Ganges und sassen sich hin. Mehrere Priester sangen am Ufer Mantras und hantierten mit Feuerschalen. Wir versuchten einen Blick darauf zu erhaschen. Das war aber nicht einfach bei so vielen Leuten. Nach dem Spektakel verstreuten sich die vielen Pilger allmählich und wir schlenderten noch ein wenig umher und beobachteten Leute und Geschehen, bevor wir uns mit vielen Eindrücken auf den Rückweg machten.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Rishikesh, etwa eine Fahrstunde von Haridwar entfernt. Rishikesh soll die Yoga Hauptstadt sein. Schon in den späten 60er Jahren waren die Beatles zum Meditieren zu Besuch und schrieben einige ihrer Lieder hier. Die Stadt liegt ebenfalls am heiligen Fluss Ganges umgeben von bewaldeten Hügeln. Sie soll heilig sein und die Leute glauben, dass Meditieren in Rishikesh sie zur Erlösung bringen kann. Schon auf dem Weg in das Stadtzentrum sahen wir der Strasse entlang viele Sadhus. Sadhus sind im Hinduismus Menschen, die sich einem religiösen, teilweise streng asketischen Leben verschrieben haben. In der Stadt ist Alkohol verboten, Marihuana wird hingegen überall geraucht.

In Rishikesh teilten wir mit Roman, Dani und Tom ein Sechserzimmer in einem kleinen Hostel und bezahlten je drei Franken. Das Zimmer war so sauber, wie schon lange nicht mehr und über den Luxus, eine Klimaanlage zu haben, freuten wir uns sehr. So war das Klima in Rishikesh feucht und heiss. Wir verbrachten viel Zeit in den gemütlichen Restaurants entlang des Ganges und genossen die entspannte Atmosphäre.

Ursprünglich wollten wir anschliessend das Taj Mahal und Varanasi in Indien besuchen und erst dann nach Nepal einreisen. Das hätte für uns aber einen Umweg bedeutet und wir hätten auf den Westen Nepals verzichten müssen, da wir in der Mitte Nepals eingereist wären und dann weiter Richtung Osten hätten fahren müssen. Alternativ bestand die Möglichkeit, von Rishikesh aus direkt nach Nepal zu fahren und im Westen einzureisen. Da wir viel Positives über den Bardia Nationalpark mit seinem grossen Bestand an Tigern hörten – mehr dazu im nächsten Bericht –, entschieden wir, zu Gunsten Nepals auf das Taj Mahal und Varanasi zu verzichten.