Iran – Reisebericht Teil 3

Über Instagram erfuhren wir, dass in Yazd der berühmte «Father of Camper» den Iranern Wohnmobile baue. Wir suchten ihn auf, weil wir eine Wasserpumpe benötigten, um ordentlich – nicht immer in der Hocke – mit unserem Armeewassersack duschen zu können. Zu unserer Überraschung hatte er eine passende Pumpe und Anschlussmaterial. Zuvor scheiterten mehrere Versuche in verschiedenen Städten, eine solche Pumpe zu finden. Wir entschieden uns zudem, uns von ihm zwei zusätzliche Wassertanks bauen zu lassen. Wir bemerkten, dass unser 35 Liter Wassertank doch etwas zu klein ist und wir gerne noch mehr Wasser mitführen würden. Zudem konnten wir über ihn eine neue Autobatterie aus Teheran bestellen, da unsere langsam am Sterben war.

Wir entschieden, weiterzureisen und nach einigen Tagen nach Yazd zurückzukehren um Rosies neue Ausrüstung einzubauen. Geplant war, mit unserem früheren Reisegefährten David eine mehrtägige Tour durch die Wüste Lut zu machen. Wir erfuhren jedoch, dass die Strasse, welche tiefer in die Wüste führt, seit den grossen Regenfällen und Fluten total zerstört sei. Auf beiden Seiten befinde sich ein nasser Salzsee, welcher über eine weite Strecke ebenfalls nicht befahrbar sei. Wir liessen uns davon nicht abschrecken. Die erste Hürde, eine kurze, matschige Strecke, meisterten wir und wir fanden uns inmitten von Sandhügeln und faszinierenden Kalouts – Hügel aus erodiertem Gestein – wieder. Mit unseren beiden Geländewagen tobten wir uns in dieser unwirklichen Landschaft über mehrere Stunden aus und entschieden, Richtung zerstörte Strasse aufzubrechen, um weiter in die Lut vordringen zu können. Nach einigen Metern mussten jedoch auch wir aufgeben. Wir wissen die genaue Temperatur nicht, haben jedoch gehört, es sollen um die 50 Grad gewesen sein. Wir entschieden uns deshalb, nicht in der Wüste zu übernachten, sondern in die kühlen Berge zurückzufahren. Aus der mehrtägigen Tour wurde somit nichts – wir kapitulierten vor der zerstörten Strasse und den heissen Temperaturen. Nachdem wir Rosie von Schlamm, Sand und Salz erlöst hatten, fuhren wir Richtung Shiraz.

Auf dem Weg nach Shiraz machten wir Halt beim berühmten Pink-Lake. Nachdem sich der erste Übernachtungsplatz als Tuning-Meet-Up herausstellte, fanden wir ein paar Kilometer weiter ein lauschiges Plätzchen. In Shiraz konnten wir wieder einmal vor einem Hotel campen. Wir bezahlten pro Person zwei Euro, konnten die Toilette und Dusche benutzen und wurden den ganzen Tag über mit Essen und Tee versorgt. Im gemütlichen Innenhof liessen wir uns von einem riesigen Ventilator belüften und entkamen so der Nachmittagshitze. Wir bemerkten die liberalere Stimmung in Shiraz. Diese wurde von Einheimischen öfters mit der Distanz zu Teheran erklärt. Das Restaurant Joulep auf einem grossen Platz besuchten wir für zwei Abendessen. Bis auf die alkoholfreien Drinks, erinnerte uns die Atmosphäre an ein europäisches Lokal. Wir genossen das gute Essen und die schönen Abende sehr. Sie vermittelten uns ein wenig Heimatgefühl.

Auf dem Rückweg nach Yazd, besuchten wir bei brütender Hitze Persepolis. Die alte Perserhauptstadt aus dem 6. Jahrhundert vor Christus beeindruckte uns sehr. Zurück in Yazd angekommen, fühlten wir uns, auch weil wir im Hotel wie alte Freunde begrüsst wurden, wie zu Hause. Nachdem wir unsere neuen Wassertanks eingebaut hatten, fuhren wir auf direktem Weg zur pakistanischen Grenze.

Der Iran überraschte uns in vielfältiger Hinsicht. So veränderte sich die Landschaft von satten, grünen Wiesen über farbige Berge bis hin zu riesigen Wüsten, die zu den heissesten der Welt gehören. Die Leute sind unglaublich gastfreundlich und neugierig. Regelmässig hielten wir einen kurzen Smalltalk mit Iranern, wurden oft eingeladen und beschenkt.

Wir trafen konservative Iraner, die mit Anja kein Wort sprachen und sie ignorierten. Wir trafen jedoch mehr Iraner, die diesen Teil der ihnen aufgezwungenen Kultur nicht ausleben und Anja ebenbürtig behandelten. Wir sahen Frauen, deren ganze Körper in schwarze Tücher (Tschadors, auf farsi Zelt) gehüllt waren und wir sahen Frauen in engen Jeans, modernen längeren Oberteils deren Kopftuch – wahrscheinlich nicht ungewollt – fast vom Kopf zu fallen schien. Wir haben den Eindruck, dass die allermeisten Iraner mit dem islamischen Regime und seinen Vorschriften nicht glücklich sind und sich nach mehr Freiheit sehnen. So liessen die meisten Iraner mit denen wir sprachen ihrem Unmut über das Regime freien Lauf. Wir hoffen, dass die Bevölkerung bald mehr Freiheiten erhält.