Schon lange ist unser letzter Beitrag her und mittlerweile sind wir im Iran angekommen, dazu jedoch später. Die Türkei haben wir in ungefähr drei Wochen durchquert. Wir wussten nicht, was uns erwarten wird. Das Land überraschte uns durchwegs positiv, sowohl mit der abwechslungsreichen und beeindruckenden Landschaft als auch mit den freundlichen und hilfsbereiten Leuten.
Die ersten Tage verbrachten wir in der Ägäis, wo wir diverse archäologische Stätten besuchten; darunter Pergamon, Ephesos und Hierapolis und machten uns so einen Eindruck über das einstige römische und griechische Leben in der heutigen Türkei. Pamukkale – der vom kalkhaltigen Wasser weisse Berg mit diversen Pools – enttäuschte uns ein wenig. Wegen der vielen Touristen ist der Berg an vielen Stellen nicht mehr weiss sondern grau bis schwarz. Trotzdem konnten wir uns die einstige Schönheit gut vorstellen und waren beeindruckt.
Nach der Sonne, dem Meer und den Ruinen, machten wir uns auf den Weg nach Kappadokien. Viele umwerfende Bilder hatten wir schon gesehen, doch in Natur sah die Landschaft mindestens gleich schön aus. In einer App sahen wir einen Platz zum Übernachten, der von anderen Reisenden empfohlen wurde. Die Aussicht von dort über das Red Valley in Kappadokien war grandios. Wir trafen viele weitere Reisende und freuten uns nach langer Zweisamkeit über die tolle Gesellschaft. Jeden Morgen standen wir zum Sonnenaufgang auf und hofften, die Heissluftballone würden starten. Nach der zweiten Nacht erwartete uns endlich ein wolkenloser, nicht zu windiger Morgen und über 200 Ballone starteten zum Morgengrauen. Einige flogen direkt über uns hinweg sodass wir deren Körbe fast berühren konnten. Der Anblick und die Stimmung waren unbeschreiblich. Nach zwei Stunden war das Spektakel vorüber und wir lagen erholten uns noch ein wenig im Bett. Bald darauf fuhren wir weiter Richtung Osten.
Anatolien ist ein wunderschönes Gebiet mit vielen Bergen und einer teilweise unwirklichen Landschaft. Da Kleiderwaschen anstand und wir durchaus eine Dusche nötig hatten, steuerten wir einen Campingplatz in der Nähe des Mount Nemrut an. Weil wir diesen besteigen wollten, warteten wir zwei Nächte auf schöneres Wetter. Das war jedoch kein Problem, so hatte der Campingplatz doch gratis Wifi. Wir packten die Gelegenheit und luden für schlechte Zeiten einige Filme aus dem Internet herunter. Das Warten lohnte sich, der Tag begann mit Sonnenschein und wir machten uns auf Richtung Berg. Auf dem Weg nach oben waren wir froh, im Gegensatz zu vielen Türken, ein ordentliches Schuhprofil zu haben. Der Weg war steil und teilweise schneebedeckt. Der Himmel wurde immer bedeckter und es fing an zu schneien. Oben angekommen, sahen wir endlich die grossen Götterthrone, die einige Jahrzehnte vor Christus errichtet wurden. Heute liegen die Köpfe, welche alleine über zwei Meter messen, schön aufgereiht vor den Körpern. Zurück beim Auto kochten wir uns Suppe und Tee. Da sahen wir David aus Spanien, den wir in Kappadokien kennenlernten, zum Berg hochfahren. Wir entschieden uns, ihm zu folgen und warteten oben auf ihn. Er war mit Roman aus Österreich unterwegs und wir setzten unsere Weiterreise mit ihnen fort.
Wir sahen uns Djiarbakir, Brennpunkt des kurdisch-türkischen Konflikts, und Mardin an. Mardin ist eine beeindruckende, mittelalterliche Stadt einige Kilometer von Syrien und Irak entfernt. Da die Region stark militarisiert ist, entschieden wir uns, weiterzufahren und am Batman(!)-See zu übernachten. David fuhr direkt zum Vansee in Ostanatolien, wo wir ihn wieder trafen. Die bergige Landschaft um den See ist phantastisch, an vielen Stellen unberührt und touristisch nicht erschlossen. Das Wetter spielte uns jedoch einige Streiche. So erlebten wir stürmische Nächte, Kälte, Nässe und wurden über Nacht eingeschneit. Die atemberaubende Umgebung und Romans warmer Van – inklusive Fernsehabend – liess uns zuweilen auch die Eiseskälte vergessen.
Anschliessend machten wir uns auf den Weg zur iranischen Grenze. Wir hörten von anderen Reisenden, dass die iranischen Behörden die Einfuhrbestimmungen für Autos und Motorfahrräder geändert hätten. Seit Mitte April wurden mehrere Reisende mit Fahrzeugen und Motorrädern mit zu grossen Hubraums abgewiesen. Da Davids Drei-Liter-Motor über der Limite liegt, änderten wir unsere Route und entschieden uns für die südlichste Grenze zwischen der Türkei und dem Iran. Wir hörten, dort würden nur wenige Touristen die Grenze überqueren. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir weiterhin das Kurdengebiet entlang der irakischen Grenze und passierten viele Checkpoints. Auf der Strasse war kaum Verkehr, weshalb sich Anja entschied, auch einmal mit Rosie zu fahren. Nach einer Weile fuhr ein Pickup neben uns, hupte mehrmals und signalisierte uns, zu stoppen. Wir hielten mit genügendem Abstand zu ihnen an. Zwei Personen ohne Uniform liefen in unsere Richtung. Als wir die Pistole im Halfter sahen, befürchteten wir, ausgeraubt zu werden. Einer der beiden sprach uns auf Türkisch an – wir verstanden wie immer kein Wort. Nach einigem Hin und Her fragte er, ob wir eine «gun» hätten. Wir verneinten dies und sie gingen weiter. Bis heute haben wir keine Ahnung, wer die beiden waren und was sie von uns wollten.
Bei einem Hirten übernachteten wir auf dem Feld und nahmen den Grenzübertritt am nächsten Tag in Angriff. Nach einigem bürokratischen Aufwand – der Grenzübertritt dauerte insgesamt ungefähr zwei Stunden – durften wir alle in den Iran einreisen. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Auf der Strasse winkten und riefen uns viele Personen in den überholenden Autos zu. Verglichen mit der Türkei sind sehr viele Autos auf den iranischen Strassen unterwegs. Ob dies wohl mit dem billigen Benzin zusammen hängt? Die Iraner bezahlen pro Liter etwa drei Rappen. Unser erster Halt war an einem grossen Salzsee, der aufgrund des vielen Regens in den letzten Wochen und der damit zusammenhängenden Fluten so viel Wasser wie seit ungefähr zehn Jahren nicht mehr habe. Auf dem Weg zum Schlafplatz fuhren sich alle drei Autos im nassen Sand ein. Sofort war ein iranischer Tratktor zur Stelle, der uns gegen Bezahlung aus der misslichen Lage ziehen wollte. Dank Davids Toyota und unserer Rosie konnten wir uns jedoch selber befreien. Gerade jetzt sitzen wir an diesem Salzsee. Vor ungefähr einer Stunde fuhr ein Iraner mit seinem Auto winkend an uns Richtung Salzsee vorbei. Wir alle vier wussten, was nun droht. Kurz darauf vergrub er sich im Sand und Davids Toyota und unsere Rosie zogen ihn wieder raus. Wir sind gespannt, wie oft wir hier unsere Seilwinde benutzen werden.
In der Türkei fanden wir überall wunderbare Übernachtungsplätze. Nur einmal wurden wir morgens von vier Jungs der Jandarma – der Militärpolizei – geweckt. Mit Hilfe von Google Translate machten sie Marco klar, dass hier nicht campiert werden dürfe – wahrscheinlich befanden wir uns in einem Nationalpark. Sie waren trotzdem sehr freundlich und verabschiedeten sich von Marco mit einem «Man, see you later buddy».
hallo mitenand
war spannend und interessant von euren reiseerlebnissen zu lesen – weiterhin viele schöne und bleibende eindrücke
liebe grüsse aus der kalten schweiz – auf sonntag könnte es bis ins tal nochmals schnee geben – papa