Mach’s gut Europa

Nachdem wir die letzten Vorbereitungen teilweise unter widrigen Bedingungen – Kälte, Regen, Schnee – trafen, sehnten wir uns nach Sonnenschein und T-Shirt Wetter. Auch die beschränkte Gültigkeit unserer Iran-Visa und die vielen Sehenswürdigkeiten in der Türkei drangen auf eine schnelle Durchreise Europas. Heute, zwölf Tage nach unserer Abreise, haben wir den Bosporus überquert und starten unsere Tour durch Asien.

Doch zurück zu Europa. Wenige Minuten nach unserer Abfahrt standen wir vor der ersten Herausforderung: Der Grenzübertritt von Diepoldsau nach Lustenau im schönen Österreich. Zu unserem Erstaunen trafen wir tatsächlich auf Beamte; die Formalitäten beschränkten sich jedoch auf ein freundliches Nicken. Im Südtirol angekommen, war es an der Zeit, einen Schlafplatz zu finden. Wir stellten schnell fest, dass wildes Campen schwierig wird, da die Region dicht bevölkert ist und bewirtschaftet wird. Es war bis anhin unsere einzige Übernachtung auf einem Campingplatz. Zurück in Österreich auf dem Weg Richtung Ungarn fanden wir an einem Stausee ein idyllisches Plätzchen zum Schlafen. Wie sich später herausstellen würde, war dies vorerst das letzte Mal, dass nicht nur die Landschaft wunderschön war, sondern wir auch von flatterndem Plastikschmuck in Bäumen und Büschen verschont blieben.

Nachdem wir die Dolomiten hinter uns liessen, fuhren wir quer durch das flache, monotone Ungarn. Trotzdem fanden wir einen gemütlichen und einsamen Platz zum Übernachten an der Donau.

Weiter zog es uns nach Rumänien, wo wir Rosies Vorbesitzer besuchten. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend bei ihnen und genossen ihr einfaches Leben mit ihren Hunden, Pferden und Hühnern in der Abgeschiedenheit. Wir hoffen, die Bibeli sind inzwischen geschlüpft und wohlauf. Um Marcos ehemaligen Arbeitskollegen zu besuchen, machten wir uns auf den Weg nach Sibiu, eine alte, deutsche Stadt. Dort wurden wir herzlich empfangen und genossen die Gesellschaft.

Der Weg führte uns südlich weiter durch die Karpaten. Leider mussten wir die vielen Offroadstrecken durch das Gebirge und die Wälder aus zeitlichen Gründen auf einen späteren Besuch in Rumänien verschieben. Nach einer Übernachtung an einem Waldrand hatten wir Bulgarien unfallfrei erreicht. Rumänen fahren wirklich nicht gesetzestreu und können durchaus mit doppelter Geschwindigkeit durch ein Dorf rasen.

In Bulgarien angekommen, waren wir froh, vor der Abreise einen Russischkurs besucht zu haben. So konnten wir die kyrillischen Schilder entziffern. Während wir an einem einsamen See übernachten wollten und fast eingeschlafen waren, hörten wir ein Auto nahen. Nach mehrmaligem Hupen schaute Marco nach. Im Geländefahrzeug sassen zwei Beamte, die sich freundlich als “Fishpolice” vorstellten. Als Marco ihnen zu verstehen gab, er mache hier nur “Picknick”, erwiderten sie “No problem” und zogen weiter. Wir fuhren durch das überraschend schöne Bulgarien und fanden in einem Nationalpark eine Übernachtungsmöglichkeit an der Küste des Schwarzen Meeres.

Zwei Tage später nahmen wir den Weg in die Türkei in Angriff. Entgegen unserer Befürchtungen, verlief der Grenzübertritt an der Schengenaussengrenze einfach und schnell. Um etwas Energie zu tanken, entspannten wir in der Türkei nochmals zwei Tage am Schwarzen Meer.

Wir gewöhnen uns immer mehr an die Herausforderungen, unseren neuen Alltag und lernen, spontan zu sein. So ist bei fast  jeder Weiterfahrt unklar, wo wir die Nacht verbringen werden. Bis anhin bewährte sich, auf der Karte ein bewaldetes Gebiet – am Liebsten am See oder am Meer – auszusuchen und dort der steilsten und dreckigsten Piste zu folgen, bis wir einen Ort finden, der uns beiden gefällt.

P.S.: Sonnenschein haben wir gefunden, für die T-Shirts ist es meistens noch etwas zu windig.


1 Comment

  1. Eberhard Anne-Marie 14. April 2019 at 11:15

    Liebe Beide, ich bin froh, dass ihr gut gestartet seid und schon einige Erfahrungen gesammelt habt. Bin gespannt, was ihr im Iran erleben werdet. Ich wünsche euch weiterhin eine Reise, wie ihr es euch erwünscht habt. Herzlichst Anne-Marie alias Eba